Für jede:n das passende Zeitmodell

Gepostet 16.05.2023, Anna Epp

Drei Studierende aus der Technikbranche berichten von ihren Erfahrungen.

Jedes Studienmodell hat seine Vor- und Nachteile. Foto: Adobe Stock
Jedes Studienmodell hat seine Vor- und Nachteile. Foto: Adobe Stock

Oliver studiert berufsbegleitend Wirtschaftsingenieurwesen an der FHNW: «Für mich war klar, dass ich mich nicht für drei Jahre Studium aus dem Arbeitsmarkt verabschieden wollte.» Das berufsbegleitende Modell kannte er bereits aus seiner Lehrzeit und lernte es schätzen. Berufserfahrung sammeln, das Gelernte direkt in der Praxis anwenden und Geld verdienen – für ihn genau die richtige Lösung. Die Herausforderung: «Schule, Arbeit und Freizeit zu vereinen ist schwierig, aber machbar.» Diese hohe Belastung hat auch Julia zu spüren bekommen. Sie hat ihr Data-Science-Studium an der FHNW im Teilzeitmodell gestartet:

«Ich habe mich für zu viele Module eingeschrieben und musste nach drei Wochen feststellen, dass ich einige aufs nächste Semester verschieben musste.»

Nach ihrem Wechsel ins Vollzeitmodell fehlt ihr nun die Abwechslung zwischen Studium und Beruf, was sich negativ auf ihre Motivation auswirkt. Julia möchte bald wieder ins Teilzeitmodell wechseln, um neben der Theorie auch Berufserfahrung zu sammeln. Dadurch erhofft sie sich nach dem Studium einen einfacheren Berufseinstieg und Klarheit darüber, welche Richtung sie einschlagen möchte. Einen Modellwechsel hat auch Céline bereits hinter sich:

«Nach drei Semestern im Vollzeitstudium habe ich gemerkt, dass ich neben dem Studium zu wenig Zeit für andere Dinge im Leben habe.»

Deshalb hat die Studentin Verkehrssysteme an der ZHAW ins Teilzeitmodell gewechselt. Dies ermöglicht ihr, neben dem Studium zu arbeiten und persönlichen Interessen nachzugehen. So widmet sie sich beispielsweise Projekten wie dem nationalen Grossanlass 2025 der Jubla. «Es ist herausfordernd, an verschiedenen Orten mit verschiedenen Menschen zusammenzuarbeiten, an alles gleichermassen zu denken und dabei auch Prioritäten setzen zu können», reflektiert Céline ihre aktuelle Situation.

Céline, Studentin Verkehrssysteme (Foto: Ladina Bischof) und Oliver, Student Wirtschaftsingenieurwesen (Foto: ZvG)
Céline, Studentin Verkehrssysteme (Foto: Ladina Bischof) und Oliver, Student Wirtschaftsingenieurwesen (Foto: ZvG)

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Berufseinstieg kann mit jedem Studienmodell gelingen

Und mit welchem Zeitmodell wohl der Einstieg ins Berufsleben am einfachsten gelingt? «Meiner Meinung nach hat das Zeitmodell keinen grossen Einfluss auf die Berufsaussichten nach dem Studium», so Céline, Studentin Verkehrssysteme. «Egal ob Teilzeit- oder Vollzeitstudium – alle Studierenden einer technischen Fachhochschule werden gebraucht und finden eine passende Arbeitsstelle. Für die Entscheidung, welches Zeitmodell man wählt, sollten die Karrierechancen geringer gewichtet werden als die privaten Umstände und Präferenzen.» Prof. Heinz Eichin, stv. Studiengangsleiter und Dozent an der FHNW Technik, sieht dies ähnlich: «In Zeiten des Fachkräftemangels werden die Absolvierenden aller Studiengänge in den Bereichen Technik und Informatik kräftig umworben, auch mit Zusatzangeboten, die ihnen den Einstieg in das Berufsleben sehr angenehm gestalten. Was unseren Studierenden den Berufseinstieg ebenfalls erleichtert, sind die Praxisprojekte.» Auch der Leiter Lehre an der ZHAW School of Engineering Prof. Dr. Thomas Järmann bestätigt, dass Bachelorstudiengänge an Fachhochschulen praxisorientiert aufgebaut sind und damit bestens auf eine berufliche Tätigkeit vorbereiten. Oliver, welcher berufsbegleitend studiert, hofft dennoch auf einen kleinen Vorsprung:

«Ich erhoffe mir einen Vorteil gegenüber den Vollzeitstudenten, da diesen die Berufserfahrung fehlt, die oftmals auf dem Arbeitsmarkt verlangt wird.»

«Die verschiedenen Modelle haben alle ihre Berechtigung und richten sich nach den individuellen Lebenssituationen der Studierenden», so Prof. Heinz Eichin von der FHNW Technik. Doch welches Modell ist am beliebtesten? «Die grosse Mehrheit der Studierenden teilt sich zu ungefähr der Hälfte in das Vollzeitmodell und das berufsbegleitende Modell auf; nur wenige wählen das Teilzeitmodell, welches ermöglicht, Spitzensport, Hobby, Familie oder eine nicht studienrelevante Arbeit mit dem Studium zu vereinen», berichtet Prof. Heinz Eichin. Bei der ZHAW School of Engineering ist ein klarer Trend erkennbar: «Das Interesse am Teilzeitstudium ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen und wird sicher weiter zunehmen», so Prof. Dr. Thomas Järmann. «Das praxisintegrierte Bachelorstudium (PiBS) stösst ebenfalls auf wachsendes Interesse, weil es gymnasialen Maturand:innen die Möglichkeit bietet, die für die Zulassung an einer Fachhochschule notwendige Arbeitswelterfahrung ins Studium zu integrieren.» Dieses Bedürfnis hat auch die FHNW Technik erkannt und bietet ab Herbst ebenfalls das PiBS an.

Vollzeit, Teilzeit, berufsbegleitend oder praxisintegriert - das «richtige» Zeitmodell zu finden, ist manchmal nicht ganz einfach. Wichtig ist, dass jede und jeder das Studienmodell unter Berücksichtigung der persönlichen Lebensumstände und Präferenzen wählt. Und wenn sich herausstellt, dass das gewählte Modell doch nicht zu einem passt? Dann steht einem Wechsel meist nichts im Wege.

Die Zeitmodelle kurz erklärt

  • Vollzeitstudiengänge richten sich an Personen, die sich zu 100% aufs Studium fokussieren möchten.
  • Teilzeitstudiengänge ermöglichen es, neben dem Studium einer Arbeit nachzugehen, sich Spitzensport, Hobby oder Familie zu widmen.
  • Berufsbegleitende Studiengänge eignen sich für Personen, die neben dem Studium einer studienrelevanten Berufstätigkeit nachgehen.
  • Praxisintegrierte Studiengänge (PiBS) verbinden Praxis und Studium und ermöglichen direkt nach der Matura zu studieren. Die Fachhochschulen arbeiten oft mit Partnerunternehmen zusammen, um die Suche nach Praktikumsplätzen zu erleichtern.

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