Fünf Gründe, die für eine Weiterbildung im Bereich Psychotherapie sprechen
Viele Krankheiten haben in der heutigen, schnelllebigen Zeit psychische Ursachen. Unsere Gesellschaft ist geprägt von einer "Alles-ist-Dir-Möglich"-Mentalität, die suggeriert, dass jeder alles schaffen kann. Wer dennoch nach 10 Jahren Berufstätigkeit immer noch nicht Vorstandsvorsitzender ist, hat offensichtlich etwas falsch gemacht. Für Handwerker war es in früheren Jahren in erster Linie wichtig, gute und solide Arbeit zu leisten. In der modernen Welt braucht ein Handwerker vorrangig einen möglichst pfiffigen und ausgefeilten Web-Auftritt. Für sein Gewerbe sind heute viel mehr administrative Kenntnisse erforderlich als in der Vergangenheit. Schüler leiden bereits in niedrigen Klassen unter Zeitproblemen und Versagensängsten. Kurz gesagt, der moderne Mensch steht unter einem enormen Druck, die Resilienz nimmt kontinuierlich ab. Nicht selten manifestiert sich dieser Druck in physischen und psychischen Störungen. Die Prognosen stehen schlecht, dass sich diese Problematik in naher Zukunft verändern wird. Die Menschen werden folglich künftig vermehrt auf therapeutische Hilfe und Unterstützung bei der Bewältigung ihrer psychischen Probleme angewiesen sein.
Unter dem Begriff Psychotherapie versteht man Handlungen, die zur Konstatierung, Gesundung und Milderung von krankhaften psychischen Störungen geeignet sind.
Bei einer Psychotherapie kommen verschiedene Methoden zur Anwendung. Man unterscheidet unter anderem die prozessorientierte Therapie und die psychoanalytische Psychotherapie. Es gibt den körperzentrierten und den personenzentrierten Ansatz. Manche Therapeuten wenden die schicksalsanalytische Psychotherapie an, andere arbeiten systemisch. Welche Therapiemethoden im Einzelnen in der Schweiz zugelassen sind, werden durch die Kriterien der vier massgebenden psychologischen Verbände bestimmt. Diese Verbände sind die Schweizer Charta für Psychotherapie, die Assoziation Schweizer PsychotherapeutInnen, die Föderation der Schweizer Psychologinnen und Psychologen sowie der Schweizerische Berufsverband für angewandte Psychologie.
„Die persönlichen und charakterlichen Voraussetzungen sind ein empathisches Wesen aber auch die Fähigkeit, sich von der Tätigkeit innerlich zu distanzieren.“
Um in der Schweiz psychotherapeutisch arbeiten zu können, ist ein (Fach-)Hochschulabschluss und eine anschliessende Weiterbildung in Psychotherapie Voraussetzung. Möglich ist die postgraduale Weiterbildung für Ärzte und Psychologen. Mediziner erwerben mit der Weiterbildung in Psychotherapie den Facharztzusatztitel "Psychiatrie und Psychotherapie". Die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Ausübung von Psychotherapie durch Psychologen sind im Psychologieberufegesetz (PsyG) festgehalten. Personen, die privatwirtschaftlich als Psychotherapeuten tätig sind, müssen gemäss den Regelungen des PsyG einen Master- oder gleichwertigen Hochschulabschluss in Psychologie und eine anerkannte psychotherapeutische Weiterbildung vorweisen können. Die persönlichen und charakterlichen Voraussetzungen sind ein empathisches Wesen aber auch die Fähigkeit, sich von der Tätigkeit innerlich zu distanzieren. Diese Distanz ist nötig, um stets neutral urteilen und beraten zu können und um die eigene Psyche zu schonen. Die psychotherapeutische Tätigkeit findet von Mensch zu Mensch statt, es handelt sich nicht um eine wissenschaftliche oder apparatemedizinische Berufsausübung. Der angehende Psychotherapeut sollte von daher in der Lage sein, auch mit schwierigen Menschen korrekt, einfühlsam und professionell umzugehen. Die Praxisbewilligung erteilen die Kantone. Der Facharzt Psychiatrie und Psychotherapie FMH ist berechtigt, seine Leistungen direkt mit den Krankenkassen abzurechnen. Der psychologische Psychotherapeut muss für die Abrechnung den Weg über den Arzt gehen.
Die Weiterbildung hat zum Ziel, die Psychologen bzw. Ärzte zu selbstständigem psychotherapeutischem Wirken zu befähigen. Die Therapeutenausbildung vermittelt die Grundkompetenzen und wissenschaftlichen Grundlagen der Psychotherapie. Sie lehrt theoriegesteuertes und evidenzbasiertes Wissen und die Grundlagen der Gesprächsführung. Die Absolventen werden zur kritischen Auseinandersetzung und zur Selbstreflexion angehalten. Eine Supervision unterstützt den angehenden Therapeuten. Der Kurs gibt Anleitungen zur kontinuierlichen Fortbildung, zum interdisziplinären Dialog und der Kooperation mit internationalen Kollegen. Der ökonomische Umgang mit dem zur Verfügung stehenden Budget und die rechtlichen Grundlagen in Bezug auf das Sozial- und Gesundheitswesen sind weitere Bausteine der Psychotherapeutenausbildung. Der erfolgreiche Abschluss der Weiterbildungsmassnahme wird mit einem Zertifikat bestätigt. Die Absolventen sind ermächtigt, den Titel "Eidgenössisch anerkannte Psychotherapeutin oder eidgenössisch anerkannter Psychotherapeut" bzw. "Fachpsychologin/Fachpsychologe für Psychotherapie" zu tragen.
Die Ausbildung dauert in der Regel 4 Jahre und wird berufsbegleitend absolviert. Die Kosten sind je nach Schule individuell. Die Schulen bieten verschiedene Schwerpunkte (analytische Therapie, prozessorientierte Therapie, etc.) der Ausbildung an.
Der Lehrgang besteht aus Modulen, wobei sich Theorie und Praxis abwechseln. Abwechselnd finden Vorlesungen, Übungen und Rollenspiele statt. Praxisreflexion, Diskussion und Evaluation sind wichtige Elemente. Die Aussichten, nach der abgeschlossenen Weiterbildung, psychotherapeutisch arbeiten zu können sind sehr gut, da der Bedarf an Therapie-Plätzen ansteigen wird.