Gepostet 18.09.2025, Ivan Storchi
Das Schweizer Bildungssystem ist durchlässig und vielfältig. Nach der obligatorischen Schule stehen viele Wege offen – akademisch, praxisnah oder beruflich spezialisiert.
Das Schweizer Bildungssystem ist vielschichtig und regional unterschiedlich geregelt – und dennoch klar strukturiert. Es beginnt mit der obligatorischen Schulzeit, die aus Primarstufe und Sekundarstufe I besteht, und eröffnet danach verschiedene Möglichkeiten für Ausbildung, Beruf oder Studium.
Doch was kommt nach der Schule?
Die Besonderheit des Schweizer Systems ist seine Durchlässigkeit. Auch wer sich später umentscheidet, einen Berufswechsel plant oder über den zweiten Bildungsweg einsteigen möchte, hat Zugang zu weiterführender Bildung. In vielen Fällen ist sogar eine Aufnahme „sur Dossier“ möglich, d. h. basierend auf Erfahrung und Eignung statt formalen Abschlüssen.
Die folgende Übersicht erklärt die zentralen Bildungsbereiche nach der Sekundarstufe II und zeigt Wege, Übergänge und Möglichkeiten für Jugendliche, Berufsleute und alle, die lebenslang lernen möchten.
Die Universitäten und die ETH bieten eine akademische, forschungsorientierte Ausbildung. Im Vordergrund stehen wissenschaftliche Theorien, Grundlagenwissen und internationale Forschungsstandards.
Zugang: Gymnasiale Maturität oder Passerelle
Abschlüsse: Bachelor, Master, Doktorat
Berufsperspektiven: Forschung, Lehre, Führungspositionen in Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung
Fachbereiche (Auswahl):
Das ist ideal für alle, die eine vertiefte theoretische Ausbildung und eine internationale Forschungskarriere anstreben.
Fachhochschulen (FH) bieten praxisnahe Studiengänge mit enger Verbindung zur Berufswelt. Der Fokus liegt auf anwendungsorientiertem Wissen, Projektarbeit und interdisziplinären Kompetenzen.
Zugang: Berufsmaturität mit EFZ, Fachmaturität mit Praktikum oder „sur Dossier“
Abschlüsse: Bachelor, Master (anwendungsorientiert)
Berufsperspektiven: Fach- und Führungskarrieren in Wirtschaft, Technik, Gesundheit, Gestaltung und Bildung
Fachbereiche (Auswahl):
Für Berufsleute, die sich akademisch weiterbilden möchten, aber gleichzeitig auch in ihrem Beruf praktisch tätig bleiben wollen.
In der Schweiz gibt es zehn Universitäten, zwei ETH, neun Fachhochschulen und 15 Pädagogische Hochschulen, von denen viele Fernstudienangebote haben. Diese stehen Maturandinnen und Maturanden offen. Auch mit abgeschlossener Berufsausbildung ist ein Hochschulstudium über die Berufsmaturität möglich.
Je nach Studiengang ist vor dem Eintritt eine sogenannte Passerelle erforderlich, um an einer Fachhochschule oder Pädagogischen Hochschule zugelassen zu werden. Besonders beliebt sind Fachhochschulen: Rund ein Drittel der Studierenden entscheidet sich für diesen praxisnahen Bildungsweg nach der Lehre.
Pädagogische Hochschulen (PH) bilden Lehrkräfte für die obligatorische Schule sowie teilweise für die Sekundarstufe II aus. Im Zentrum stehen die Fächer Pädagogik, Didaktik, Psychologie und Bildungswissenschaften.
Zugang: Maturität (gymnasial, Fach- oder Berufsmaturität mit Berufserfahrung)
Abschlüsse: Bachelor in Primary oder Secondary Education
Berufsperspektiven: Lehrpersonen auf Kindergarten-, Primar-, Sekundarstufe I und teils Sek II
Fachbereiche (Auswahl):
Für alle, die Kinder und Jugendliche begleiten, fördern und aktiv an der Gestaltung von Bildung beteiligt sein möchten.
Höhere Fachschulen (HF) gehören zur höheren Berufsbildung und bieten spezialisierte, praxisnahe Ausbildungen auf hohem Niveau. Der Unterricht ist stark praxisorientiert und branchenspezifisch ausgerichtet.
Zugang: EFZ mit Berufserfahrung, teilweise Aufnahmeprüfung oder „sur Dossier“
Abschlüsse: Diplom HF (eidgenössisch anerkannt)
Berufsperspektiven: Kaderfunktionen in Fachgebieten, hohe Arbeitsmarktnähe, Selbständigkeit
Fachbereiche (Auswahl):
Dies ist ideal für Berufstätige mit praktischer Erfahrung, die sich spezialisieren und verantwortungsvolle Positionen übernehmen möchten.
Für die eher praxisorientierte und teilweise berufsbegleitende Weiterbildung bieten rund 140 Höhere Fachschulen (HF) in der Schweiz ein breites Ausbildungsangebot. Die HF-Lehrgänge dauern in der Regel zwei bis drei Jahre. Absolventinnen und Absolventen übernehmen häufig Funktionen im mittleren Management und geniessen in der Wirtschaft einen sehr guten Ruf.
Das Schweizer Bildungssystem ermöglicht zahlreiche Übergänge:
Egal, ob horizontale Wechsel oder vertikale Aufstiege – das System fördert Flexibilität, Umorientierung und lebenslanges Lernen.
Ob akademisch, praxisorientiert oder berufsbezogen: Die Schweiz bietet für jeden den passenden Bildungsweg. Wer das System kennt, findet passende Möglichkeiten für den Einstieg, die Spezialisierung oder den Neuanfang. Und auch wer Umwege geht, kann weiterkommen.
Quellen:
Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI):
www.sbfi.admin.ch
Schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK):
www.edk.ch