Studie zeigt: Jeder Vierte möchte auch im Pensionsalter weiterarbeiten

Gepostet 22.06.2025, Bildung Schweiz

Während die Zahl der Unter-20-Jährigen in der Schweiz stagniert, wächst die Zahl der Pensionierten rasant. Bis 2040 droht dem Arbeitsmarkt ein Mangel von mehr als einer Million Fachkräften, was spürbare Folgen für Wirtschaft und Gesellschaft hätte.

Trotz vorhandener Absicht arbeiten nur wenige über das Pensionsalter hinaus weiter. Foto: Pixabay
Trotz vorhandener Absicht arbeiten nur wenige über das Pensionsalter hinaus weiter. Foto: Pixabay

Ein grosses Potenzial liegt bei den 55- bis 70-Jährigen, die bereits auf dem Arbeitsmarkt tätig sind oder kurz vor der Pensionierung stehen und über das offizielle Rentenalter hinaus weiterarbeiten möchten. Laut einer repräsentativen Umfrage von Deloitte Schweiz aus dem August 2025 wünschen sich rund 66 % der Erwerbstätigen dieser Altersgruppe eine Weiterbeschäftigung über das Referenzalter hinaus. Die Mehrheit von ihnen bevorzugt flexible Arbeitsmodelle, insbesondere Teilzeitarbeit oder projektbasierte Einsätze. Der Wunsch nach einem stufenweisen Übergang in die Pensionierung ist deutlich ausgeprägt und das nicht nur aus finanziellen, sondern auch aus sozialen und sinnstiftenden Gründen. 

Doch zwischen Wunsch und Realität klafft eine grosse Lücke: Viele gehen nicht davon aus, dass sie ihre Pläne auch umsetzen können. Viele bereits Pensionierte berichten, dass es an Angeboten für Weiterarbeit mangelte. Rund 45 % hätten gerne weitergearbeitet, sahen sich aber mit strukturellen oder gesundheitlichen Hürden konfrontiert 

Empfohlene Angebote

Warum wollen Menschen über das Rentenalter hinaus arbeiten?

Die Gründe für den Wunsch nach Weiterarbeit sind vielfältig: 

  • Sinnstiftung und soziale Integration: Viele möchten weiterhin Teil eines Teams sein und ihre Erfahrung einbringen.
  • Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Weiterbildungsbereitschaft älterer Erwerbstätiger. Laut BFS 2024 haben über 60 % der 55- bis 64-Jährigen im letzten Jahr an einer Weiterbildung teilgenommen, das ist ein starkes Signal für lebenslanges Lernen.
  • Finanzielle Sicherheit: Wer keine volle Rente erhält oder Zusatzkosten decken muss, bleibt länger beruflich aktiv.
  • Gute Gesundheit und hohe Motivation: Der Eintritt ins Pensionsalter ist heute kein gesundheitlicher Einschnitt mehr, viele fühlen sich fit und leistungsfähig. 

Zugleich gibt es klare Hemmnisse: 

  • Ein fix verankertes Rentenalter in den Köpfen 
  • Fehlende Angebote von Arbeitgebern für Weiterbeschäftigung 
  • Finanzielle Fehlanreize, etwa durch Rentenkürzungen bei Vorbezug oder geringe Zuschläge bei Aufschub 

Die gesellschaftliche Realität hinkt also den individuellen Wünschen oft hinterher.

Neue Entwicklungen in der Schweiz 

1. AHV-Reform (AHV 21) – einheitliches Renten-Referenzalter & Flexibilisierung 

Seit 1. Januar 2024 ist AHV 21 in Kraft. Das Frauen‑Referenzalter wird 2025–2028 schrittweise auf 65 angehoben; ab 2028 gilt 65 für beide Geschlechter. 

Zudem ist ein flexibler Rentenbezug zwischen dem 63. und dem 70. Lebensjahr möglich. Es gibt Optionen für Teilrenten (20–80 %) sowie Vor- und Aufschub mit entsprechenden Kürzungs- bzw. Zuschlagsregelungen. 

Wer nach Erreichen des Referenzalters Beitragslücken hat, kann diese durch weiterhin geleistete AHV-Beiträge füllen. Das schafft neue Anreize für eine Weiterarbeit auch nach dem 65. Lebensjahr. 

2. Volksinitiative zur Anhebung auf 66 Jahre wurde abgelehnt 

Eine Volksinitiative, die eine Anhebung des Rentenalters auf 66 Jahre mit anschliessender Kopplung an die Lebenserwartung forderte, wurde am 3. März 2024 vom Volk abgelehnt. Damit bleibt das Referenzalter bei 65 Jahren. 

3. Bevölkerungswunsch nach Flexibilität 

Laut Deloitte-Umfrage 2025 wünschen sich 66  % der Befragten, ihren Renteneintritt flexibel zu gestalten. Besonders hoch ist dieser Wunsch bei Personen zwischen 55 und 65 Jahren (rund 78 %). 

Lösungsansätze (Unternehmen & Politik) 

Deloitte empfiehlt einen umfassenden Ansatz: 

Unternehmen sollten:

  • den Kulturwandel aktiv fördern und ältere Mitarbeitende wertschätzen
  • flexible Arbeitsmodelle ermöglichen (z. B. Teilzeit, Projekte)
  • gezielte Weiterbildungen und altersgerechtes Gesundheitsmanagement anbieten
  • frühzeitig den Dialog mit älteren Mitarbeitenden suchen (z. B. Standortgespräche)

 Der Staat sollte:

  • das Rentenalter weiter flexibilisieren
  • Anreize für längeres Arbeiten schaffen
  • die Altersvorsorge an die steigende Lebenserwartung anpassen
  • die AHV stärker kapitalgedeckt finanzieren

Dieser Artikel basiert auf verschiedenen öffentlich zugänglichen Studien, Behördeninformationen und Medienberichten. Die nachfolgenden Quellen bilden eine Auswahl der wichtigsten Grundlagen:

Deloitte Schweiz – Studienreihe „Alternde Schweiz“
Bundesamt für Sozialversicherungen (BSV) – Informationen zur AHV-Reform und Renteninitiative
VZ VermögensZentrum – Fachbeiträge zur Altersvorsorge und Pensionierung

 

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