Hochschulen konfrontiert mit Ghostwriting

Gepostet 07.01.2016, Myriam Arnold

Ein Angebot, das vereinzelt Studierende an Schweizer Hochschulen in Anspruch nehmen: Ghostwriting. Bereits für ein paar tausend Franken können Fremde zum Schreiben der eigenen Masterarbeit beauftragt werden. Die Institute sind noch machtlos.

An Schweizer Universitäten werden immer mehr Arbeiten eingereicht, die mittels Ghostwriting verfasst wurden. (© istetiana / Fotolia)
An Schweizer Universitäten werden immer mehr Arbeiten eingereicht, die mittels Ghostwriting verfasst wurden. (© istetiana / Fotolia)

Zugegeben, das Angebot klingt irgendwie verlockend: Eine fixfertige Bachelorarbeit für rund 3‘500 Franken. In Zeiten von Wohlstand verwundert es also nicht, dass vereinzelt Studentinnen und Studenten an Schweizer Universitäten und Hochschulen dem Lockruf von Ghostwritern verfallen. Sie lassen Arbeiten auf Bezahlung von einem Fremden schreiben. Darüber berichtete gestern die SRF Rundschau.

Ghostwriting: Nicht nur Universitäten müssen handeln

Die Empörung bei den Universitäten und Hochschulen (und auch bei der Rundschau) scheint gross: Die Universität St. Gallen reichte gemäss Rundschau-Recherchen gegen einen der grössten Ghostwriting-Anbietern der Schweiz Strafanzeige ein. Genauso gross wie ihre Entrüstung ist der Handlungsbedarf auf diversen Ebenen. Das Ghostwriting liegt gemäss Tages-Anzeiger in einem juristischen Graubereich, darum gingen die Studierenden ein geringes Risiko ein. Zusätzlich würden die gekauften Arbeiten selten erkannt.

Es verwundert zudem, dass es den Studierenden, die das unmoralische Angebot annehmen, egal zu sein scheint, zu betrügen und ein Plagiat zu begehen. Sie machen sich mit einer gekauften Arbeit nicht nur strafbar, sondern verpassen auch die Chance, etwas in ihrer freiwillig gewählten Ausbildung zu lernen.

Empfohlene Angebote

Nimmt jeder Zweite Hilfe in Anspruch?

Wie die Expertin für Ghostwriting und Plagiat an der Universität Genf, Michelle Bergadaa, im Rundschau-Beitrag sagt, habe sich jeder zweite Studierende in der Schweiz bereits einmal bei einer Arbeit helfen lassen. Rektor der Universität Zürich, Michael Hengartner, hält diese Zahl, also die 50 Prozent, für unwahr, wie er im Interview mit Sandro Brotz beharrlich festhält. Was nun stimmt und was mit „sich helfen lassen“ genau gemeint ist, bleibt offen.

Kollegen-Schelte kommt postwendend

Dies stellt nur einen Kritikpunkt der Rundschau-Berichterstattung dar. NZZ Campus entdeckt weitere Versäumnisse: „Das Recherche-Magazin von SRF erweckt den Eindruck, dass Studierende und Doktoranden ihre schriftlichen Arbeiten in grosser Zahl von Agenturen schreiben liessen. Die Fakten deuten in eine ganz andere Richtung.“

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