Die Schnupperlehre – der erste Schritt in die Berufswelt

Gepostet 04.02.2022, Martina Tresch

Sie ist ein erster Einblick in einen Beruf, durch sie lernen Jugendliche Betriebe kennen, eine Lehrstelle finden. Schnupperlehren sind für die Berufswahl entscheidend. Ein Experte gibt Tipps.

Eine Schnupperlehre bietet Orientierung und lohnt sich. Bild: Adobe Stock
Eine Schnupperlehre bietet Orientierung und lohnt sich. Bild: Adobe Stock

Die Spannung steigt, wenn es in der Oberstufe ums Thema Berufswahl geht. Kein Weg führt dabei an den Schnupperlehren vorbei. Aktuell starten vielerorts die Schnuppertage in Lehrbetrieben überall in der Schweiz – vom Schreinerberuf über den Detailhandel bis hin zur Informatik ist alles dabei. Im Kanton Uri starten Ende Januar die Schnupperwochen – sie dauern bis April. «Grundsätzlich empfehlen wir, ab der zweiten Oberstufe, wenn die Infos zu interessierenden Berufen gesammelt wurden, zu schnuppern» sagt Dominic Wetli, Leiter der Berufsberatung am BIZ Uri. Der Berufsfindungsprozess verlaufe bei den Schülerinnen und Schülern sehr individuell – während manche Jugendliche sich schon sehr früh mit der Berufswahl auseinandersetzen, zeigen andere noch wenig Interesse. «In der Schule startet der Berufswahlunterricht ab Ende ersten Oberstufe. In Uri finden dann im Herbst der zweiten Klassenorientierungen und Elternabende im BIZ statt», erklärt der Experte.

Lehrfirmenlisten neu öffentlich

Bei der Suche nach einer Schnupperlehre sowie bei der Vorbereitung unterstützen Eltern, Lehrpersonen, kantonale Berufsinformationszentren, aber auch die Internetseite Berufsberatung.ch. Dort sind nebst Berufsfilmen und -informationen auch Checklisten und andere nützliche Dokumente zu finden. Und ganz neu sind dort sämtliche Lehrfirmenlisten aller Kantone aufgeschaltet. – Stehen dann die Schnuppertage und -wochen an, geht es erst richtig los. Dann nämlich sollten Jugendliche telefonisch bei den Lehrbetrieben anfragen. «Möglich ist auch, sich persönlich im Betrieb vorzustellen. Wer sich dies nicht traut, kann sich telefonisch bei den Betrieben melden», so Dominic Wetli. Auch ist die Kontaktaufnahme per Mail möglich, wie Dominic Wetli erklärt. «Wer aber nach einer Woche keine Rückmeldung erhält, sollte spätestens dann zum Telefonhörer greifen.» Dann gilt: Schreibzeug bereithalten, den Namen der Kontaktperson notieren und sich Fragen notieren. Manche Betriebe verlangen dann bereits eine Bewerbung. Der Fachstellenleiter kann hier aber Eltern und Jugendliche beruhigen, die sich schon mit der Erstellung eines vollständigen Bewerbungsdossiers konfrontiert sehen. «Ein Brief mit ein paar Sätzen, in dem man sich vorstellt, etwas zur persönlichen Motivation schreibt und mögliche Daten angibt, reichen aus. Eine vollständige Bewerbung braucht es dann erst für die Suche nach einer Lehrstelle.»

Ein bis fünf Schnuppertage

Zwischen einem und fünf Tagen kann eine Schnupperlehre dauern. Das entscheidet der Betrieb – je nachdem, ob es darum geht, einen ersten Einblick in einen Beruf zu erhalten oder im Rahmen einer Bewerbung noch einmal vertieft zu schnuppern. In Berufen, in denen es nicht möglich ist, selbst Hand anzulegen und mitzuarbeiten, können Jugendliche oftmals lediglich einen Tag schnuppern, etwa im Bereich Informatik oder Planung. Das ist nicht weiter schlimm, wie Dominic Wetli betont: «Dann macht es Sinn, in verschiedenen Betrieben weitere Tage zu schnuppern und sich so einen Einblick in den Beruf und die Lehrbetriebe zu verschaffen». 

Handy aus und Fragen stellen

Der erste Kontakt war erfolgreich, die Schnupperlehre steht an. Was muss am Tag X beachtet werden? «Unbedingt 5 bis 10 Minuten früher da sein», betont Dominic Wetli (Bild rechts). Pünktlichkeit werde schon bei der Schnupperlehre als erste Visitenkarte betrachtet. Weiter sei es wichtig, die Kleidung dem Arbeitsumfeld entsprechend zu wählen. «In Hoody und Trainerhose auf einer Bank zu erscheinen ist ein No-Go.» Gute Umgangsformen zu pflegen, laut und deutlich zu grüssen, sich vorzustellen, sich die Namen des Schnupperverantwortlichen zu merken – solche Dinge seien zentral. Ausserdem sollten die Schnuppernden gut vorbereitet sein, ihr Handy ausschalten, Notizmaterial mitbringen und: «Fragen stellen! Wer Fragen stellt oder nachfragen kann, zeigt Interesse», erklärt Dominic Wetli. Für manche, insbesondere wenn es die erste Schnupperlehre ist, sei genau das der Knackpunkt – manchmal würden Betriebe es als Desinteresse wahrnehmen, wenn Jugendliche keine oder nur wenig Fragen stellen. «Natürlich ist das auch ein Prozess, in dem sich die Jugendlichen befinden – beim zweiten und dritten Mal schnuppern wird es leichter.» Wenn es nicht rund läuft und die Rückmeldung nicht gut ausfällt, sollen die Jugendlichen also nicht gleich den Kopf hängen lassen, sondern weitere Schnupperlehren absolvieren. «Das führt letztlich zum Ziel.», betont Dominic Wetli und er rät Jugendlichen: «Lasst euch Zeit und die habt ihr auch. Bewerbungen gehören nämlich in die dritte Oberstufe. 

Hinweis: Lehrstellen werden ab 1. August für den darauffolgenden Sommer auf Berufsberatung.ch aufgeschaltet

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