Salām bis nĭ hăo – exotische Fremdsprachen lernen

Gepostet 08.03.2019, Martina Tresch

Eine Fremdsprache zu lernen erfordert viel Ehrgeiz und Motivation. Sprachschulen bieten mittlerweile auch exotische Fremdsprachenkurse an, seien es Farsi oder Chinesisch.

Es ist wichtig, sich für die Fremdsprache zu interessieren. © Fotolia
Es ist wichtig, sich für die Fremdsprache zu interessieren. © Fotolia

Hello wird überall auf der Welt verstanden. Salām und nĭ hăo hingegen verstehen die wenigsten – die Bedeutung ist dieselbe, auf Persisch oder Farsi sowie auf Chinesisch. Es sind zwei exotische Fremdsprachen, wie sie an verschiedenen Schulen in der Schweiz unterrichtet werden. Und das schon ziemlich lange: Das Bildungszentrum BVS St. Gallen etwa hat die Sprachschule inlingua im Jahr 2010 gekauft und bietet seither auch Chinesisch an. Die Volkshochschule Zürich (VHS) ihrerseits bietet seit 50 Jahren Fremdsprachkurse an. „Bei uns lernt man Sprachen allerdings nicht aus Karrieregründen, sondern aus kulturellem Interesse, das unterscheidet uns von anderen Schulen. Wir sind nicht abschlussorientiert, vielmehr auf eine dauerhafte Erfahrung ausgerichtet“, erklärt Direktor Pius Knüsel. 17 verschiedene Sprachkurse, darunter Japanisch, Farsi, Koreanisch oder Arabisch werden an der VHS Zürich unterrichtet, zirka 150 Kurse sind es pro Semester. Das Sprachschulzentrum inlingua bietet sieben Sprachen an: Englisch, Französisch, Spanisch, Italienisch, Deutsch, Chinesisch und Russisch. „Wir pflegen die spezielle inlingua-Methode, welche den Fokus auf das Sprechen legt, muttersprachliche Klassenlehrpersonen einsetzt und sehr kleine Gruppen von drei bis sechs Teilnehmenden pflegt“, erklärt Martina Enderlin, Leiterin des Sprachschulzentrums inlingua.

Empfohlene Angebote

Fremdsprachen haben Konjunkturen

Während Englisch, Deutsch und Französisch zu den wichtigsten Kursen am Sprachschulzentrum gehören, sind die Sprachkurse in Chinesisch nach wie vor Nischenangebote. Dass die BVS diesen exotischen Kurs überhaupt ins Programm aufgenommen hat, ist laut Martina Enderlin einfach zu beantworten: „Die Ostschweizer sind manchmal auch exotisch und wir hatten immer wieder Anfragen dafür.“ Die Suche nach Dozentinnen und Dozenten gestalte sich aufwendig, da die inlingua nur muttersprachliche Lehrpersonen einsetzt. Beim Chinesischkurs habe man das Glück, auf eine treue Lehrperson zählen zu können. Doch allen Aufwendungen zum Trotz: „Das Interesse am Chinesischkurs hält sich in Grenzen“, wie Martina Enderlin ausführt. Aktuell laufen nur zwei Privatkurse, pro Jahr besuchen im Schnitt ein bis zwei Personen diesen Kurs. An der Volkshochschule Zürich beobachtet Pius Knüsel grosse Schwankungen bei der Belegung der Kurse: „Auch Sprachen haben Konjunkturen. Es gab eine Zeit, da wollten viele Chinesisch lernen, dann Arabisch. Jetzt ist Japanisch en vogue.“ Dies hange mit globalen Entwicklungen zusammen, so habe der arabische Frühling viele motiviert, Arabisch zu lernen, weil sich ein Kontinent öffnete. „Nun ist der arabische Frühling zu einem Winter geworden, da lässt das Interesse nach.“ Fremdsprachen, die über die Jahre an der Volkshochschule Stabilität geniessen, sind Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch.

„Die Ostschweizer sind manchmal auch exotisch und wir hatten immer wieder Anfragen dafür.“

Echtes Interesse an einer Fremdsprache wird vorausgesetzt

Dass die Schulen auf exotische Fremdsprachen setzen, hat weniger mit Trends zu tun, wie Pius Knüsel festhält: „Exotische Sprachen sind mit grossen Risiken verbunden. Man muss eine ausreichend grosse Schülerschaft aufbauen, das kann Jahre dauern.“ Bei der Volkshochschule boomen deshalb Spezialitäten, die mit Bildung verbunden sind wie etwa Rätoromanisch, Altgriechisch, Latein, Bibelhebräisch. „Die Konkurrenz hat solche Fremdsprachen längst aufgegeben, also kommen die Liebhaber zu uns.“ Einer dieser Nischen-Angebote ist der Fremdsprachkurs in Farsi, der seit Herbst 2015 angeboten wird und jeweils eine mittlere Anzahl Teilnehmende geniesst also selbsttragend ist. Um die zehn Personen vor allem aus Zürich und Umgebung besuchen den Kurs pro Jahr. Dass gerade Farsi unterrichtet wird, hat einen bestimmten Grund: Die VHS Zürich bietet Angebote in Zusammenarbeit mit der Reisehochschule Zürich an. Pius Knüsel verrät: „Reisen nach Iran sind enorm populär. Also schlossen wir, dass es auch ein Interesse an der Fremdsprache gibt.“ Die Volkshochschule versteht sich als offene Schule, Vorkenntnisse müssen Sprachschüler keine mitbringen. „Das einzige, das wir voraussetzen, ist echtes Interesse.“ Erst wenn das Niveau eines Kurses höher ist, sind entsprechende Vorkenntnisse gefragt. 

„Eine Fremdsprache zu lernen ist ein Projekt für Jahre. Es gibt weder Lernen im Schlaf noch Expresslernen. Sprache lernt man mit viel Üben.

Das Erfolgsrezept beim Erlernen von Fremdsprachen: Üben, üben, üben

Beim Sprachzentrum inlingua liegt der Fokus der Kurse ganz klar bei der Aussprache. Voraussetzungen müssen die Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer ebenfalls keine mitbringen, die Sprachkurse richten sich nach den Bedürfnissen der Teilnehmenden. Gerade die Chinesischkurse würden allerdings oftmals von Personen besucht, die viel Neugier mitbringen oder muttersprachlich schon etwas können, weiss Martina Enderlin.  Die Kurse an der VHS Zürich hingegen sind nach dem Referenzrahmen des Europäischen Sprachenportfolios organisiert. Bei Nischensprachen wie Latein oder Hebräisch gibt es allerdings keinen solchen Referenzrahmen, da operieren die Lehrer nach eigenem Ermessen. Das passende Einstiegsniveau erfährt man durch einen Selbsteinstufungstest. Bei seltenen Fremdsprachen führt die VHS allerdings keine Tests – hier, wie auch bei allen anderen Sprachkursen, besteht die Möglichkeit, eine Probelektion zu besuchen. „Wir legen grossen Wert darauf, dass weder Lehrer noch Schüler sich mit Bürokratie herumschlagen müssen. Deshalb ist unser System sehr offen und gibt den Lehrern sehr grosse Freiheiten, den Unterricht selbst zu gestalten“, sagt Pius Knüsel. Und was ist das Erfolgsrezept beim Erlernen einer neuen Fremdsprache? „Eine Fremdsprache zu lernen ist ein Projekt für Jahre. Es gibt weder Lernen im Schlaf noch Expresslernen. Sprache lernt man mit viel Üben. Der Vorteil einer Klasse vor Ort ist, dass man Gleichgesinnte kennenlernt, mit denen man vor und nach der Lektion üben kann“, so der VHS-Direktor. Und so bieten Schweizer Sprachschulen passende Kurse an, die es möglich machen, nach dem Hallo bald schon auf Wiedersehen in Farsi und auf Chinesisch sagen zu können: Khoda Hafez oder Zàijiàn.

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